Mittwoch, 23. Juli 2008

Die letzten Tage

Die Zeit in Jerusalem und Israel neigte sich allmählich dem Ende zu. Etwa zwölf Tage hielt ich mich hier. Und wie nicht anders zu erwarten, hat sich so manches verändert, leider nicht nur zum Guten, manches war mir aber auch weiterhin sehr vertraut. Ein Beleg dafür vielleicht, dass mir diese Stadt und dieses Land in dem einjährigen Aufenthalt vor elf bis zwölf Jahren ein Stück Heimat geworden ist. Viel alte Bekanntschaften, was mich sehr freute konnte ich wiederbeleben und neue begründen. Natürlich war manches etwas traurig. So stand ich ein Tag vor dem Haus der Nahjars in Bet Jala, in welchem ich mit anderen oft war. Jakob ist schon lange an einer Tumorerkrankung verstorben und Ulrike kehrte als Witwe und Mutter von sechs Kindern in der Hochzeit der zweiten Intifada nach Deutschland zurück. Selbst die, in ihrem engerem Umkreis in Bet Jala, scheinen nicht genau zu wissen, wo sie in Deutschland lebt. Es ist viel kaputt gegangen in dieser Zeit.

An einem anderen Tag besuchte ich Bet Sahour einen weiteren Nachbarort Bethlehms. Dort lebte die Familie von Illias, den ich zwei Monate im Haus der Eltern pflegte und mit der Familie mitleben durfte. Illias ist inzwischen verstorben, was mich nicht sehr verwunderte und seine Eltern konnten sich an mich nicht mehr erinnern. Auch das verwunderte mich nicht, sind sie doch inzwischen sehr alt und gebrechlich geworden. Aber es sind eben Spuren die nicht mehr aufgegriffen werden können, praktisch unwiederbringlich ausgelöscht.

So ist das Leben.

Das Leben in den besetzten Gebieten ist hart. Die Mauer beschneidet das Leben dort massiv. Viele sind arbeitslos und allen denen ich dort begegnet bin bescheiden ihr gegenwärtiges Leben als schlecht. Die Spannungen nehmen vor allem innerhalb Palästinas wieder zu und dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Lage erneut eskaliert. An die möglich Folgen darauf hin denke lieber nicht.

Aber es gibt eben auch noch die andere Seite in diesem Land. Über die Bekanntschaften mit den Israelinnen und Israelis bin sehr froh. Auch sie leiden unter dem Zustand der politischen Lage. Die gehörte Behauptung die faktische Gefahr für Anschlägen und die Bedrohung der Existenz Israels sei nicht real kann so nicht unterschreiben. Ob die Reaktionen darauf die richtigen sind, darüber lässt sich sehr wohl streiten.

In beiderlei Hinsicht habe ich sehr liebenswürdige Menschen getroffen und konnte ich Geschichte und ihre Argumente hören. Letztendlich will und kann ich mir auch kein endgütiges Urteil über diese Region bilden – es ist auch nicht meine Aufgabe. Wichtig hingegen ist, denke ich, den Menschen vorurteilslos auf beiden Seiten zu zuhören, gegebenenfalls praktisch in der konkreten Lebenslage zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie in ihrer Lage nicht alleingelassen werden. Das wurde auch ganz deutlich als Fatem zu Abschluss meinte „Komm wieder!“ und Ester „Lass was hören!“.

In der Dormitio Abtei auf dem Zionsberg, am Rande der Altstadt Jerusalem, hielt ich mich zehn Tage auf. Ein imposanter Bau und ein Relikt deutscher Repräsentanz. Dass die Dormitio steht, wo sie steht, ist, Achtung Tölzer (!), ein Verdienst von Johann Nepomuk Sepp seines Zeichens Wissenschafter, Abgeordneter des Frankfurter Reichstages und Tölzer Bürger. Auf seinen Hinweis entdeckte man das Grundstück auf dem Zionsberg. Die Zionsabtei im Auftrag des deutschen Kaisers Willhelm II , Achtung Kölner (!) durch Heinrich Renard, Diözesanbaumeister zu Köln. Als Vorbild für den Bau der Kirche und Abtei diente die St. Gereonskirche in Köln.

Der letzte Tag in Jerusalem und der Dormitio war zufällig der Namenstag des Hl. Benedikt, ein schöner Abschluss. Am selben Tag fuhr ich nach Tel Aviv. Lies mich dort durch die Wellen des Mittelmeeres und die Gedanken der vergangenen 6 Wochen treiben und kehrte am folgenden Tag nach Deutschland zurück.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Weitere Besuche in der Westbank




I

Ich war auch sonst in der Westbank unterwegs. Ich besuchte Ramallah, die faktische Hauptstadt der Westbank. Palästina ist in sich geteilt. Einerseits in die, durch die PLO/Fatha regierte Westbank, anderseits in den durch die Hamas regierten Gazastreifen. Ramallah ist eine sehr moderne Stadt mit westlich geprägtem Straßenbild. Ramallah ist der Sitz vieler Auslandvertretungen und palästinensischer wie ausländischer Nicht-Regierungs-Organisationen. Zufällig entdecke ich bei meinem ersten Besuch in Ramallah ein Hinweisschild zum ‚Arab Middle East Office’ der Heinrich Böll Stiftung. Ich besuchte Büro nach Voranmeldung während meines zweiten Besuchens in Ramallah Von Ramallah fuhr ich weiter Richtung Norden nach Nablus. Ca. 40 km von Ramallah entfernt befinde ich mich schon wieder tief im arabischen Kulturraum. Anders als in Bet Jala, Bethlehem und Ramallah, ist der Widerstand gegen die Besetzung spürbarer. Ich entdecke Poster mit schwer bewaffneten Widerstandskämpfern. Auf Transparenten wird zur Beendigung der Besetzung und zur Rückkehr der Flüchtlinge aufgefordert. Der Imam der nahe gelegenen Moschee bewirkt das sich die latent angespannte Atmosphäre in meinem Befinden verstärkt. Gleichwohl werde ich von einer am Straßenrand sitzender Gruppe Männer, Kahwa eingeladen. Ich nehme die Einladung gerne an. Da ich am selben Tag zurück nach Jerusalem wollte, blieb ich nicht lange in Nablus. Der Checkpoints am Stadtrand Nablus machte es wie schon bei der Hinfahrt das Taxi bzw. den Bus zu wechseln. Durch einen Gitterlauf ging ich auf dem am Ende stehenden jungen israelischen Soldaten, die Pässe kontrollierten zu. Ein Soldat durchsah meinen Pass sehr genau und entdeckte meine syrisches Visum. Er sprach daraufhin seinen ebenso jungen Kollegen in Iwrith an. Sinngemäß: "Hey Shorty (er andere war eher kleinwüchsig) er war in Syrien“. Gab mir ohne meinen Pass zurück, fragte wo ich denn in Deutschland wohne. „München“ entgegnete ich. Er wäre erst München gewesen, schöne Stadt, gab mir lächelnd meinen Pass zurück und wünschte mir noch einen schönen Tag.

Family Center Bethlehem

Aus Gesprächen ergab sich ein weiter sehr interessanter Kontakt. In Shop der Dormitio-Abtei erfuhr ich von der Unterstützung des Family Centers in Bethlehem. Sr. Maria Grech, eine Franziskanerin, ist die Gründerin und Leiterin des Centers, dem ein Job-Creation-Programm angeschlossen.

Sr. Maria ist eine aufgeschlossene, energiegeladene Frau. Seit sechs Jahren baut sie das Zentrum, in dem palästinensische Familien in schweren schwere Notlagen Hilfe finden auf. Aufgaben des Zentrums sind die Beratung und Unterstützung der Familien

Es steht christlichen, wie muslimischen Familien offen. Anlass für das Aufsuchen des Zentrums s sind verzweifelte Notlagen in welche die oft sehr jungen Familien geraten sind. Die Männer aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation arbeitslos. Die finaziellen Grundlagen für eine angemessene Behausung der Familien fehlen so. Missbrauch, Gewalt und Misshandlungen sind keine Seltenheit. In dieser Situation suchen die Frauen das Sr. Maria im Zentrum auf. Zu diesem Zeitpunkt wissen die Partner meist nichts von den Besuchen im FC.

Sr. Maria führt dann ein erstes Gespräch mit den oft psychisch sehr beeinträchtigten Frauen. Bei Bedarf folgen weitere Einzelgespräche mit den Frauen. Im Verlauf bittet Sr. Maria, die Hilfe suchenden Frauen beim Nächsten Mal ihren Mann mitzubringen. Anfangs führt meist zu großem Widerstand der Frauen ihre Männer mit einzubeziehen. Das Aufsuchen fremder Hilfen ist zudem ein gesellschaftliches Tabu.

Sr. Maria besteht jedoch darauf: „Ich sage zu den Frauen ‚wenn ich helfen Euch soll, dann muss ich Euch beide sehen und sprechen’ anders geht es nicht“

Hier endet dann der Weg für die muslimischen Frauen. Die konfessionelle Barriere scheint zu hoch um Hilfen einer christlichen Hilfeorganisation mit Wissen und Miteinbeziehung des Mannes zu ermöglichen.

Im Falle der christlichen Familien nimmt der Hilfeprozess seinen weiteren Weg. Weigert sich der Mann mit seiner Frau zum Beratungsgespräch zu kommen, dann schlägt Sr. Maria vor er solle erst alleine kommen. Meistens funktioniert dies dann auch irgendwann.

Der Einzelberatung folgt dann, mit mal mehr mal weniger Überredungskünsten, immer eine Paarberatung in welcher aktuelle die Lebenssituation gemeinsam erörtert wird. Anschließend besucht mit dem Paar die Wohnung. Dabei werden die Ursachen der defizitären Verhältnisse und der psychischen Lage meist schnell zu Tage. Bis zu sechsköpfige Familien leben nicht selten ein einem einzigen winzigen Raum. Teils fehlen Koch- bzw. Waschmöglichkeiten, eine Trennung nach Geschlecht meist nicht möglich. Die hygienischen Verhältnisse sind katastrophal, Schimmelbefall kommt ist häufig feststellbar.

Zustand der Wohnung wird dokumentiert. Gemeinsam mit einem im Family Center festangestellten Ingenieur wird ein Entwurf, zur Verbesserung der Wohnverhältnisse einschließlich eines Kostenplanes aufgestellt. Mit dem fertigen Entwurf wendet sich Sr. Maria an einen Unterstützerkreis. Geld wird nur für konkrettes Projekte gesammelt.. Die finanzielle Unterstützung kommt zu 100% dem konkreten Projekt zu. Den Verwaltungsaufwand und die Personalkosten des Zentrums übernimmt die ‚Kustodie des Heilige Landes’.

So bald das Geld für Projekt vorhanden ist,stellt Sr. Maria Arbeiter ein. Teils gelernte Handwerker, teils Ungelernte. Jeder Professionelle leitet einige die ungelernten Arbeiter an. Erweitern ungelernte Arbeiter im Sinne eines ‚training on the job’ ihre Fertigkeiten. „So gebe ich arbeitslosen Palästinensern ihre Würde zurück“ meinte Sr. Maria „die Leute kommen zu mir und sagen ‚ich will kein Geld, ich will arbeiten!’“.

Wenn das Projekt abgeschlossen ist, wird das Ergebnis erneut dokumentiert und mit Photos belegt. Eine Kopie der Dokumentation erhalten die jeweiligen Unterstützer.

Ich fragte noch, ob sie auch nach dem Abschluss des Projektes mit den Familien in Kontakt bleibt. Ja, sie bleibe mit den Familien in Kontakt. Ob sie feststellen können ob sich etwas in den Familien geändert hat, frage ich weiter. Oh ja sie könne Ergebnisse feststellen. „Wenn ich frage ob sich etwas im Leben der Familie geändert hat antworten viele sie fühlten sich wie neu geboren“.

Es ist nur ein Tropfen auf den Stein, sie könne nur kurzfristig Arbeit vermitteln räumte Sr. Maria ein. Immerhin ein sehr wichtiger entgegnete ich ihr.

Ich frage nach: Arbeiten auch andere Professionelle wie Ärzte, Psychogen oder Pflegekräfte im Zentrum. „Im Bedarfsfall vermitteln wir an Ärzte und Psychologen. Wir stehen im engen Kontakt zum Hospital St. Luis in Jerusalem“

Im Zentrum arbeite ein Sozialarbeiter. Der überwiegende Anteil der Frauen bestehe aber darauf mit ihr zu sprechen. Warum? Sr. Maria stellte diese Frage auch den Frauen, die darauf bestehen nur mit ihr zu sprechen. Die Antwort: „They want me, because I’m a Sister and I’m a foreigner”

Der Gang zum Family Center stellt für die Frauen eine große Überwindung dar. Sr. Maria in ihrer Rolle als Ordensfrau und als Ausländerin, die nicht Teil der palästinensischen Gesellschaft ist, stellt dabei eine besondere Vertrauensperson und Schutz für die Hilfesuchenden dar. In dieser Art und Weise schützen die Frauen ihre Familie vor weiteren Stigmatisierungen.

Ich frage weiter nach, ob im Rahmen des Erstkontakts die hilfesuchenden Frauen das Zentrum auf oder auch das Family Center kritische Wohnverhältnisse aufsuchen

Sr. Maria entgegnete: „Zuerst suchen immer die Frauen das Zentrum auf. Das Aufsuchen der Wohnungen im Erstkontakt ist tabu. Und es immer die Frauen und nie die Männer die das Family Center aufsuchen“

Es scheint so, dass es kultur- und sozialschichtübergreifend Frauen die Initiative übernehmen, die Familie und jedes Mitglied vorm dem Verfall und Stigmatisierung bewahren, das ist nicht besonders überraschend, aber doch finde ich beachtlich.

Ich wollte Sr. Maria nicht die wertvolle Zeit rauben. Täglich arbeite sie 9 bis 10 Stunden. Auch am Sonntag ist sie nicht frei von Arbeit. Zwar arbeitet sie dann im Family Center, erledigt dann aber in ihren eigenen Zimmer in der Ordensgemeinschaft die in letzten Woche angefallene Korrespondenz. Außerdem wie sie betont, hat sie ja auch noch Ordensschwester und hat Verpflichtungen gegenüber ihrer Gemeinschaft. Aber, sie liebt ihre Arbeit.

Das muss wohl so sein – Eine beeindruckende Frau.

Ich verabschiede mich. Noch ein kurzer Besuch in der Geburtskirche in Bethlehem, gehe noch etwas durch die Straßen vorbei an den Geschäften und verlasse Bethlehem Richtung Bet Jala.

Ester Golan


Aber es gibt auch noch die andere Seite in kleinen und doch sehr komplexen Landstrich.
An einem der ersten Abende noch dem gemeinsamen Abendmahl setzte ich mich telefonisch mit Ester Golan in Kontakt.

Es dauerte nicht lange und sie meldete sich mit einem kurzen „Ja!“. Ich erkannte die Stimme sofort. Sie hat sich in ihrer Frische während der letzten zehn Jahre, in denen ich keinen Kontakt, war fast unverändert. Ich stellte mich kurz vor und äußerte meinen Wunsch sie in den nächsten Tagen zu treffen. Sie erinnerte sich an meinem Namen nicht, fragte aber „Wann hast du Zeit? Wo wohnst du?“ Ich hatte sofort Zeit. „Dann steh auf und komm!. Geh die Agronstrasse rauf, über die King George V, dann bist du in der Rambanstrasse, in die Ussishkinstrasse. In zwanzig Minuten bist Du bei mir!“. Das ging schnell! Ich folgte Esters Anweisungen. Es dämmerte bereits als ich mich auf dem Weg machte. Die Beschreibung war recht exakt, so dass ich wirklich nur gute zwanzig Minuten Zeit benötigte.

Ester öffnete mit leicht fragendem Blick, schüttelte leichte den Kopf und meinte, nein sie könne sich nicht mehr an mich erinnern. Das ist kein großes Wunder und immerhin sind es mehr als 10 Jahre, dass ich sie das letzte Mal besuchte. Ja das verstehe ich! Es wären doch viele Menschen gewesen, die sie in den Jahren besucht hätten, meinte ich. „Tausende!“, berichtigte sie mich mit Nachdruck, Tausende, hätten sie besucht und Tausenden sei sie begegnet. Noch immer hielte sie Vorträge in der Holocaustgedenkstätte in Yad Vashem, vor Schulklassen, israelischen Rekrutinnen und Rekruten, Touristengruppen und Kirchengemeinden. Des öfteren wird Ester durch die „Aktion Sühnezeichen“ zu Vorträgen nach Deutschland eingeladen. Viele kennen sie, aber sie könne sich beim besten Willen nicht an jeden erinnern.

Ester hat sich nur wenig verändert. Etwas älter geworden, aber auch das wundert nicht, das letzte Wiedersehen liegt, wie schon erwähnt, mehr als zehn Jahre zurück. Eine kleine Frau mit mit freundlichem Gesicht. Ester ist jetzt 85 Jahre alt. Mit 15 Jahren, das war 1939, verlies sie Deutschland. In Schlesien geboren, wuchs sie dort auf. Damals hieß sie noch Ursula. Ohne Eltern und Geschwister fuhr sie mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Dort blieb sie bis Ende des Krieges. 1945 wanderte sie Palästina aus. Die Eltern sah Ester nie wieder. Ihr Vater wurde in Theresienstadt, ihre Mutter in Auschwitz ermordet. Auch ihre Geschwister kamen per Kindertransport, jeder für nach Großbritannien. Ihr Bruder ging zur englischen Armee Soldat später war er deutscher Kriegsgefangener ein Kohlebergwerk in Polen. Nach dem Krieg nach Israel ausgewandert starb er an den Folgen frühzeitig. Ihr Schwester erreichte Israel kurz vor der Staatsgründung 1949. Die Einreise der Schwester war mit Schwierigkeiten verbunden. Die Ester sah ihre Schwester zehn Jahre nicht. Beide fanden nicht mehr richtig den Bezug zu einander. Die Schwester lebt jetzt in Tel Aviv. Sie haben nur wenig Kontakt zu einande. „Die Mutter fehlte als Bindeglied zwischen uns“ Nicht nur dort fehlte sie. „Ich hatte kein Role Model (Vorbild) in meiner Jugend und in meinen jungen erwachsenen Jahren, wie ich mich als heranwachende Frau zu verhalten habe“. Nicht nur Ester ging es so. Viele der damaligen Einwanderer haben ihre ganze Familie verloren. Über die Folgen und Auswirkungen besteht nur wenig gesichertes Wissen „Motherless Daughters“, meinte Ester „ein Thema zu dem man kaum Literatur findet“. Aber auch sonst, es gab unter den Einwanderern nur sehr wenig Alte. Die Kinder der Einwanderer kannten keine Großelterngeneration. Auch in diesem Sinne fehlten Rollenbilder, wie man sich alten und älter werdenden Menschen verhält. Wörtlich meinte Ester „Die Generation meiner Kinder hat nicht gelernt [ihre Angehörigen] zu plegen.“ Ester wollte wissen, ob ich als Kranken- oder Altenpfleger bin und wie die Versorgung der Alten in Deutschland sei. In Israel sie schlecht. Es gäbe zu wenig Angebote für die alten Menschen zu Hause. Im Heim werden sie ja nur wegsperrt. Ihr ginge es nicht drum, dass jemand zum waschen kommt, sondern es fehlten ihr die sozialen Angebote, dass die Alten an der Gesellschaft teilhaben. Das sei in Deutschland ganz ähnlich entgegnete ich ihr. Wir kommen Heime in Deutschland für Shoah-Überlebende. Ester kennt die Heime in Frankfurt und Würzburg und hat sie besucht. Ja, im Alter kommen die Erinnerungen die Konzentrationslager an die Oberfläche zurück. Gesund, Gesund sei keiner der Überlebenden sei keiner der Überlebenden, die vorgegebene Gesundheit sei nur eine Fassade die irgendwann zusammenbricht.

Ester konnte also rechtzeitig ‚flüchten’ meinte ich. „Wir sind nicht geflüchtet!...!“ berichtigte sie mich mit Nachdruck, „…ihr Deutschen müsst mit Euren Begriffen die ihr verwendet aufpassen! Wir sind ausgewandert! Wir haben uns nicht als Flüchtlinge gesehen sondern Auswanderer [ in ein eigenes Land]. Ich räumte ein, wenn ich die verkehrten Begriffe verwende. Wir aneinander vorbeireden.

Ester, damals noch Ursula genannt 1945 in damalige britische Mandatsgebiet „Palästina“, das zwei Jahre später der Verwaltung durch die Vereinen Nationen übergeben wurde und 1949 nach dem Unabhängigkeitskrieg der moderne Staat „Israel“ wurde. Und aus der kleinen Ursula wurde Ester, wie sie mir später anhand einer sehr professionellen Powerpointpräsentation erklärte. Später heiratete sie, bekam vier Kinder. Die erste Zeit in Israel war nicht einfach, anfangs habe sie im Zelt gelebt, dass über ihr zusammenbrach. Dann eine winzige Wohnung, irgendwann eine etwas größere und letztendlich die Eigentumswohnung, in welcher sie jetzt lebt. Sie hätte ein versautes Leben gehabt. Auch ihre Kinder hätten kein gutes Leben gehabt. “Ich habe anfangs in Israel kein Iwrith [Neuhebräisch] verstanden, habe den Kindern nichts vorlesen können. Und es doch wichtig den eigenen Kindern etwas vorlesen, etwas erzählen zu können.“ Erst ihre Enkel, denen ginge es besser. Ein Enkel habe Medizin studiert.

Ich fragt sie was sie eigentlich [beruflich] war. „Such dir was aus! Ich war Nähering, Köchin, Erzieherin, Lehrerin, Fremdenführerin.[usw]...“ Mit 50 habe sie noch zu studieren begonnen. Sie habe Soziologie, Erziehungswissenschaft, Altschersforschung und Tourismus studiert.

Es dauerte bis wir auf die aktuelle Situation in Israel und Palästina zu sprechen kamen. Ich nährte mich nur langsam und vorsichtig dem Thema an. Erzählte von Ester über meine Reise. Interessiert fragte Ester nach, wie Syrien und die Syrer sind und wie sie sich von anderen Arabern unterscheiden. ch berichtete von meinen Eindrücken und Erlebnissen. Und schließlich wollte Ester wissen, welchen Eindruck ich von der Situation in Israel und Palästina, in der Westbank habe. Ich äußerte meinen Eindruck, dass sich jede in Seite in sich zurückgezogen habe, dass ich Müdigkeit und Resignation spüre. „Sie [die Palästinenser] wollen uns nicht! Sie wollen mit uns nichts zu tun haben“ Auch sie [die jüdischen Einwanderer] hätten es in den ersten Jahren nicht leicht gehabt und doch haben wir das Land aufgebaut. Warum bauen die Palästinenser nicht ihr Land auf. Wir diskutierten über die Verhältnisse und Bedingungen in der Westbank. Ich setzte entgegen, dass die Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten, die Abriegelungen und letztendlich die Mauer wohl einer positiven Entwicklung Palästinas entgegenstünde. Aber wir kamen uns mit unseren Positionen nicht wirklich näher. Auch sie sei gegen die Siedler, habe mit mit ihnen nichts zu tun, wandte Ester ein. Aber irgendwo müssen wir leben.

Ester wirkt traurig und etwas verbittert, als sie erzählte, dass einer ihrer Enkel 2002 während der 2. Intifada Jenin gefallen ist. Ein Verwandter [oder Bekannter] kam bei einem Anschlag in einer Yeshiva in Jerusalem ums Leben. „…so lange die Palästinenser nicht aufhören uns mit Anschlägen zu bekämpfen brauchen wir die Mauer“. An jenem Tag als ich Ester das erste Mal besuchte fand Anschlag am Busbahnhof in Jerusalem statt. Wir sahen die dramatischen Szenen in den Abendnachrichten. Der noch fahrende Bagger, der einen Bus und weitere Autos rammte. Schreiende Menschen. Schließlich gelang es einem offenbar einem Zivilisten das Führerhaus besetzen. Letztendlich erschoss er den Baggerführer. Die blutüberströmte Leiche war später zu sehen. Insgesamt starben bei dem Anschlag vier Menschen, darunter eine Mutter, die ihr Baby nur dadurch rettete, indem sie es in der letzten Sekunde aus dem Fenster des Autos war, bevor sie selbst zerquetscht wurde. „Warum tun sie das!“ Der Baggerfahrer habe außerhalb der Mauer, in Ramat Rachel gelebt, wäre doch durch die Mauer nicht eingeschränkt gewesen. Ich weis darauf keine Antwort. Ich bezweifelte in wie weit die Mauer vor Anschlägen wirklich nützen könne und ob die Situation nicht noch mehr verschärft würde.

Aber ich wollte Ester, eine von Grund auf tolerante Frau, nicht weiter mit diesen Fragen quälen. Ich sehe mich dabei angesichts der Lebensgeschichte nicht im Recht, Esters Position zu kritisieren. Es war auch schon spät am Abend. Ich verabschiedete mich. Ging über die King George V und die Ben Yehuda zurück zu meiner Unterkunft. Auf den Strassen herrschte das gewöhnliche abendliche Lebens Jerusalems, als sei kein Anschlag geschehen. Das Leben geht weiter!

Der Abend mit Ester lies mich nicht los. Einige Tage später besuchte ich sie ein zweites Mal. Am Telefon meinte Ester, sie wäre gerne bereit über sich und ihr Leben zu erzählen, spreche aber nicht gerne über die aktuelle Politik. Israel mache Fehler und es gäbe vieles wofür man Israel kritisieren könne. Aber sie sei eben auch Israelin. Ich versprach keine Diskussionen solcher Art anzustoßen, mich interessiere wirklich ihre Lebensgeschichte. Also einige Tage später Ester erneut. Ester berichtete von einem Altentreff, den sie mit einer Freundin aufbaute und ein regelmäßiges Programm anbietet. In ihrem Arbeitszimmer steht ein vollbepackter und aufgeräumter Schreibtisch. Auf ihm auch ein laufendes Notebook mit welchem sie jederzeit íhre Mails abrufen kann. Dort zeigte sie mir eine Powerpointpräsentation für einen Vortrag, den sie demnächst hält in Deutschland hält. In den nächsten Tagen wird sie in Jerusalem an einem Kongress zum interreligiösen Dialog teilnehmen. Gegen Ende des Gespräches meinte Ester „Das ist meine Narrativity [erzählte Lebensgeschichte] und meine Narrativity ist meine Stütze. Die Palästinenser haben ihre eigene Narrativity. Aber sie ist eine andere. Ich bin für meine Narrativity verantwortlich“ und weiter „ ich bin Jüdin, ich bin Zionistin, ich bin Israelin und ich habe die Shoa erlebt. Das sind die Hauptkomponenten meiner Identitaet“

Donnerstag, 10. Juli 2008

Fahrt nach Bet Jala


In den nächsten Tagen rief ich morgens Fatin in Bet Jala an. Sie hat Zeit und ich solle doch gleich zum Mittagessen nach Bet Jela kommen. "Nimm am besten den 21 Bus, der fährt direkt nach Bet Jala und komm!". Also machte ich mich Richtung Damaskus Gate qür durch die Altstadt auf den Weg. Dort fahren wie je und je die Busse ab. Vor zwölf Jahren war das meist ein ziemliches Durcheinander von allerlei Kleinbussen und Taxis. Die "Ramallah, Ramallah, Ramalla!" - Rufe waren nicht zu überhören. Dazwischen die Rufe in die anderen Fahrtrichtungen. Das hat sich geändert, scheint geordneter, wenn der Verkehr auch nicht weniger geworden ist. Ich stieg schräg gegenüber dem Damaskus Gate in einen blauweisen Bus, direkt ohne einen Jackpoint passieren zu müssen über den By-Pass nach Bet Jala fährt. Bet Jala ist ein Dorf, dass auf einem Bergrücken westlich von Betlehem liegt. Vom Hugelkamm uberblickt man gut das judäische Bergland. Im Norden, etwa nur einen Luftlinie entfernt liegt Gilo ein Vorort Jerusalems an Bet Jala. Fatin schärfte mir noch ein. "Frag nach Nikola nicht nach mir. Du weisst ja, dass die Frau bei den Araberen im Hintergrund zu stehen hat!" Fatin kenne ich durch die wöchentlichen Treffen, welche auf Initiative der Erlöserkirche in Bet Jala stattfanden. Das hat sich geändert, des jetzige Personal scheint daran nicht besonders interessiert zu sein. Ankommen. Ich werde durch Fatin und ihre Familie willkommengeheissen. Nikola, ihr Mann ist da. Fatins Mutter und später stösst noch Fatins jüngste Tochter hinzu, die gerade 18 ist und derzeit mit ihrem Schulabschluss kämpft. Fatin ist in Köln geboren und dort 20 Jahre aufgewachsen. Ihr Vater arbeitete als Drucker im Auswärtigen Amt. Während eines Heimaturlaubes lernte Fatin Nikola kennen veliebte sich und heratete ihnen und blieb letztendlich in Bet Jala. Auch Fatins Mutter ist froh wieder in Bet Jala zurück zu sein. Kein Zusammenhalt in Deutschland, jeder lebt für sich. Hier in Bet Jala ist das anders. Jeder kennt jeden. Viele Christen wandern allerdings aus Bet Jala aus. Der Druck durch die Muslime ist hoch. Viele Bet Jalas wandern nach Chile aus. Dort gibt es bereits eine grosse Gemeinschaft von Leuten aus Bet Jala. Der familäre Zusammenhalt ist dort, anders als in Deutschland, auch groß.


Nikola hat gekocht! Es gibt Reis mit Gemüße. Ich spreche, da ich gebeten werde, ein kurzes Gebet. Das Essen ist köstlich. Ich berichte mich wundernd, dass ich ohne Kontrolle nach Bet Jala gekommen bin. "Ja", entgegnete Fatin, "aber weist Du wir können diese Strasse nicht benützen. Wir müssen, wenn wir nach Jerusalem wollen, durch die Maür und benötigen eine Permission (Erlaubniss) die wir alle drei Monate erneürn müssen. Einfach so kurz mal auf einen Besuch nach Jerusalem, dass geht führ uns nicht. Die die in Isräl arbeiten müssen jeden durch die Maür müssen sich anstellen, sich ausziehen" (Anm.> die Ausreise kann auch ohne Angaben von Gründen verweigert werden).
Nach dem Essen scheinded Nikola eine Wassermelone zurecht. Fatin fragt mich ob ich noch Kontakt zu Ulrike Najjar habe. In Ulrikes Haus traffen wir uns regelmässig. Ich verneine, weis auch nicht wo sie in Deutschland lebt. Jakob, Ulrikes Mann ist etwa 1998 verstorben. Nach dem die Situation nach 2000 immer weiter eskaliert ist, ist sie mit ihren Kindern und ihrem neün deutschen Partner zurück nach Deutschland. "Weisst Du was bei uns los war?!", fragte Fatin etwas aufgebracht. "Zwei Jahre schliefen wir auf der Treppe (?) jede nacht Bomben, jeden Tag Apache Kampfhubschrauber. Das Leben in Bet Jala wurde schwer, auch nach der Eskalation. Das ist teür, alles ist teür. Die Familie hofft auf einen guten Schulabschluss für Monika, der jüngsten Tochter. Es geht um ihre Zukunft. Monikas ältere Schwester lebt in Bet Jala. Lin ist die Enkelin von Nikola und Fatin. Lin hat Fieber, isst nichts, bekommt (wie mir Nikola später erzählt) Zähne. Die zwei Söhne sind in den Staten. Der jüngere studiert noch, der älterste Sohn arbeitet in Boston im Marketing.
Es gibt Kahwa. Nikolah ist seit Jahren krank. Durch eine chronische Herzschwäche benötigt er regelmässig Medikamente und den Arzt. Aber die medizinische Versorgung ist teür. "Wie überlebt Ihr??" frage ich. Nikola produziert mit anderen Olivenholzprodukte, Weihnachtsschmuck und anderers, das dann an Touristen verkauft wird. Das Geschäft laufe derzeit ganz akzeptabel. Mit anderen aus Bet Jala und Bet Sahour (einem Nachbardorf) stellen sie die Olivenholzprodukte in mehreren Werkstätten her. Das gemeinsame Arbeiten hält die Leute am Ort und sie wandern nicht aus. Das ist gut meint Fatins Mutter. Und dann ist da noch Fatins ältester Sohn in Boston der die Familie unterstützt. Fatin selbst reist häfig nach Deutschland und hält Vorträge. Im Verhältnis zu anderen Bet Jalas sind sie reletiv privilegiert. Die Christen in Bet Jala bildeten schon je einen relativ gut situierten Mittelstand. Aber hinter vielen Türen, meinte Fatin, herrscht das Elend.

"So..", setzte Fatin an , "..und was machen Araber, wenn sie gegessen und Kaffe getrunken haben??" Ewas ratlos zuckte ich die Achseln. "Sie schlafen. Bei den Arabern wird es abends spät. Also müssen sie mittags schlafen und auch Du sollst jetzt schlafen" Ich entgegnete natürlich sofort, ich sowieso aufbrechen wolle. Aber Fatin lies sich nicht abwimmeln. Bestand darauf, dass ich mich einlege, drückte mir eine Decke in die Hand und schloss die Tür. Also schlief ich.

Eine Stunde später, oder auch etwas später wurde es im Haus wieder lebendig. Es gab Obst ich setzte mich mit Nikola auf den Balkon. Fatin blieb die meiste Zeit im Haus. Wir blickten über die Dächer von Bet Jala, hinüber zu Betlehem. Später meinte Fatin: „So, jetzt musst Du mit mir noch eine Tasse Instant-Coffe trinke!“. Und dazu gab es, ratet mal ihr Insider....ein warmes Stück Khnefi, ein sehr leckeres süsses Gebäck mit Käse.

Irgendwann wurde es doch Zeit, dass ich ging. Die Sonne ging langsam aber sicher unter. Ich verabschiedete mich. Versprach dass ich nochmals wieder komme, was ich auch tat. Und ging zufusse die Strasse runter. Vorbei an den Läden von "Life Gate" (Hallo Sabine) und weiter Richtung Betlehem bog den an der Hauptstrasse links ab. Und ging Richtung Maür und Checkpoint. Ich zog es vor zu Fuss zu gehen.

Und bald sah ich von weitem den ersten schmutzig graün Wachturm der Maür. Und mich instinktiv überlief es mich eiskalt. Denn sie taucht unmittelbar auf. durchschneidet Strassen die früher Durchgangsstrassen waren. Um sie herum ist nur noch todes, ja kastriertes Land. Sie erinnert an die Beliner Maür, vielleicht noch etwas höhe, abe das weiss ich nicht. Noch nie habe ich so ein trauriges und grausames Bauwerk gesehen. Auf der palastinensischen Seite ist die Maür bemahlt. Zeichen von Wut, Hass, Traür, Hoffnung, Beschwörung und letztendlich Ironie und bitteren Witz. Ungewollt kehrte die Ironie aber auch ganz offiziell im Checkpoint Hiess es doch auf mehreren Hinweisschildern : "Keep the Checkpoint clean!". Es ist ja nicht so, dass an diesem Ort irgend etwas menschlich und Verschönerungswert erscheint. Durch einen nach allen Seiten abgeschimten kahlen Gang, passiere ich mehrere Drehtüren aus Stahl. Eine metallene Stimme mir an einer der Drehtüren mit : "Its open!" So konnte ich passieren. Mein Gepäck wurde durchleuchtet, ansonsten konnte ich als Ausländer und offensichlicher Tourist problemlos passieren.

Kurz und gut: Ein in Stahl und Beton real gewordener Alptraum!

Durch den Check Point letztendlich hindurch, atmete erst einmal durch, setzte mich in den nächten Bus nach Jerusalem. Ich blickte auf Har Homam, ein einstmals kleines Hügelchen mit einem idylischeskleinen Wald. Jetzt sieht man davon nichts mehr. Ein kahles Etwas, das flächenddeckend mit mehrstöckigen Häusern bebaut ist. Mit ist dabei zum Heulen zu mute.

Alte Kontakte

Es war an der Zeit noch alten Bekanntschaften zu recherchieren. Mein erster Weg fuehrte mich zum French Hospital St. Luis, dirkekt an der Grenze von Alt- und Neustadt nahe der Jaffaroad. ich arbeitete dort etwa ein halbes Jahr als Pfleger. Auf den ersten Blick hat scheint sich wenig geaendert. Die Fassade wurde offenbar gereinigt. Der Eingang unveraendert. Wie eh und je sitzt dort eine Schwester. Auf Nachfrage meinte sie, Ziad sei oben, vielleicht erinnere er sich an mich. Und das tut er wirklichlich - erstaunlich! Auch Siglinde, eine deutsche Staffnurse treffe ich.Sie fuehrt mich durch die Station. Sie ist groesser geworden, die Arbeit professioneller. Wie eh und je arbeiten Volontaere aus allen moeglichen Laendern dort. Das staendige Personalstamm wurde jedoch erweitert. Die Zahl Nachtwachen wurde ausgedehnt. Um in der Pflege eigenstandig arbeiten zu koennen, wird jetzt die israelische Lizens verlangt. Das war zu unserer Zeit noch nicht so. Die Ward (Station) wurde um eine (palliative) onkologische Station erweitert, daneben mehr Sondenernaehrungen, mehr Pflegeaufwand. Ingesamt gibt jetzt 50 Betten. Spaeter treffe ich auch Abdallah und Lhamis.

Weiter ziehe ich zum Austrian Hospice und treffe ganz Zufaellig Mustafa den Koch. Der jetzt offenbar Maedchen fuer alles ist. Es arbeiten jetzt mehr Araber im OEH auch an der Rezeption und in der Cafeteria, was denke ich ein Vorschritt ist. Einen neuen Chef haben sie seit 2004 auch.

Bei den Erloesers (Redeemer Church), treffe ich Emil und Morris. Dort recherchiere ich nach Fatim Mukarker und Ester Golan und werde schliesslich fuendig.

Dienstag, 8. Juli 2008

Nach Israel

Fruemorgens des naechsten Tages machte ich mich also Richtung jordanisch-iraelische Grenze. Mit gemischten Gefuehlen, den einerseits freute ich mich darauf und micht draengte es anderseits grauste mir mir etwas vor dem Grenzuebertritt. Anyway ich lies es auf mich zukommen. Von Tabar Boon, einem der vielen Busbahnhoefen Amman, ging es ca 1000 m hinab zur King Hussein Bridge, dem jordannischen Abschnittes des Grenzuebergang. Die Ausreise aus Jordanien ist relativ teuer. 5 JD etwa 4-5 Euro berappte ich fuer die Ausreisegebuehren. Der Shuttle Bus zum israelischen Grenzterminal (ca. 3 km)kostete nochmal 4,5 JD. Dafuer das die Fahrt von Aqaba nach Amman lediglich 9 JD kostet ca. (300 km(!)) ganz schoen happig find ich. Sei es wie es ist! Die Grenzformalitaeten auf jordanischer Seite waren abgewickelt. Und irgandwann ging s dann doch los. Oder doch nicht so wircklich, zumindest sehr zaeh. Fuer die erwaehnten 3 km ueber die King Hussein und Allenby-Bridge auf israelischer Seite benoegten wir eine geschlagene Stunde oder etwas mehr. Langsam wurde mir klar, warum die Fahrt so teuer ist. Es ging und ging nicht voran. Zwischend rinn mussten wir, schon auf israelischer Seite alle aussteigen. Erste Passkontrolle vor einem auf allen Seiten strickt verspielgelten Kontrollhaeuschen. Die diensttuenden jungen Soldaten und Soldatinnen waren durch einen Schlitz nur schemenhaft zu sein. Kurze Anweiseung Passport! - Kommentarlose Rueckgabe, durchgewinkt. Es ist schon interessant. Du denkst Dir "Yes you are in Irael! - zu mindstest fast. Noch ist nahezu noch nichts wirklicdurchgestanden. Ein junger Israeli gerade mal 18 bis hoechstens Jahre alt rennt mit hochgerecktem MG und cooler Sonnenbrille durch die gegend, als sei er auf einer merkwuerdigen Balz.
Aber weiter. Endlich am Terminal angelangt steigend ich mit den anderen aus dem Bus aus. Arabische Arbeiter nehmen unsere Gepaecke und Paesse entgegen, kennzeichnen die Gepaeckstuecke, die ohne unsere Zutun zur Kontrolle gebracht werden geben uns unsere Paesse zurueck. Weiter geht es zum hochmodernen Ganzkoerperscan, dass die koerperliche Untersuchung zukuenftig in der Flaeche eruebrigen soll. Alles unkompliziert. Bis dahin gut ertragbar. Die naechste Station war dann eine grosse Halle im vorderen Abschnitt binden sie die Barriere der eigentlichen Ausweis kontrolle. Im hinteren Abschnitt reienweise Sitzplaetze auf den Wartende sitzen. Fuer Touristen geht die Passabfertigung verweise rasch, zu mindest wenn, ja wenn man in Reisegruppen reist. In den kontrollhaeuschen sitzen auschliesslich junge Israelinen, die ihren Pflichtwehrdienst ableisten. Der Ton leider vor allem gegen ueber arabisch aussehenden Einreisen teilweise ganz schoen barsch. Aber ich erlebe es ja nicht zum ersten Mal. Mir gegenueber ist die Israelin am Schalter relativ freundlich. Aber natuerlich sind die Visas Aegytens und Syriens Grund gruendlicher Nachfragen, wie was der Grund meiner Reise ist - Hollyday - ob ich Leute in diesen Laendern kenne - natuerlich nicht-, was der Grund meiner Einreise nach Israel ist - holyday - usw. Nach einigen Fragen schien sie das Einreisevisa in den Pass stempeln zu wollen, fragte noch freundlich, ob ich dafuer ein ExtraeinlegeBlatt dafuer benotige und.... ueberlegte sich es offbar doch anders, forderte mich auf hinzusetzen und zu warten und drueckte mir einen Fragebogen mit ahnlichen Fragen in die Hand, den ich ausfuellen sollte. Gut also warten, nichts anderes habe ich erwartet. Es dauerte gar nicht so lange und es kamen zwei Interviewer auf mich zu eine junge Frau und ein junger Mann beide zivil. Die Frau fuehrte ganz freundlich das Interview. Der junge Mann schien das Gespraech zu verfolgen und mich dabei zu beobachten. Wieder die gleichen Fragen, fragten einzelne Reisedaten ab und glichen meine muendlichen Antworten mit denen des Fragenbogens ab. Sie verabschiedenen sich wieder warten. Diesmal laenger, etwa 45 Minuten vielleicht auch laenger. Allmaehlich frohr ich, das Warten wurde lang. Allmaehlich schlichen sich leichte Zweifel ein, die nicht ganz unbegruendet waren. Von einem Bekannten in Jerusalem erfuhr ich spaeter von einer Frau, deren Einreise offenbar aufgrund des syrischen Stempels gescheitert ist. Sie wurde unversehens in ein Flugzeug gesetzt und zurueck nach Deutschland geschickt. Meine leichten Aengste bewahrheiteten sich letztendlich nicht. Die Israeln an der Passkontrolle winkte winkte mich heran, fragte nochmal nach dem Grund der Einreise und ob ich in Israel jemand kenne, dann mit einer Handbewegung hatte ich das Visa und die Tueren nach Israel standen mir fast offen. Denn denn etwa 50 Meter weiter erfolgte fuer alle nochmals eine zweite Passkontrolle. Man koennte ja im Durcheinanderer durchgeschluepft sein. Allerdingst schwer vorstellbar. Kurz Passkontrolle nochmals einige Fragen zum Grund meiner Einreise ob ich jemand in Israel kenne wo ich in Israel bleiben werde. Dann aber hatte ich es doch hinter mir und ich atmete erstmal durch. Nachdem ich mein gesamtes Gepaeck wieder in meinen Haenden hatte, erfolte der Waehrungsumtausch zum fuenften, suchte nach dem entsprechenden Bus nach Jersalem, den ich nach kurzer Suche auf fand. Ohne grosse Wartezeit ging es dann los. Meine Spannung wuchs. Vorbei an der Abzweigung nach Jericho und Nabi Musa. Weiter oben auf der linken Seite Kamele, die so lange ich danken kann dort schon immer standen. Sind die ausgestopft und angeklebt?? Ja die Erinnungen stiegen allmaehlich mehr und mehr auf. Beduinensiedlungen, die in den kleinen Wadis die wir passieren tauchen auf. Vor uns weiter die ersten Siedlungen. Wir naehrten uns Jerusalem von Osten. Nicht zu uebersehen und dem Anschein nach genau so uneinnehmbar wie die Zitadelle in Aleppe, das beruehmt, beruechtigte (zumindest fuer die jenigen, welche sich vor etwa 10 Jahren in Israel aufhielten) Maale Adumin Eine grosse Siedlung oestlich Jerusalems, dessen Erweiterung vielen Beduinnen, den angestammten Lebensort gekostet hat. Vorbei daran taucht der Oeberg und Mt. Scopus von Osten hergesehen auf. Unuebersehbar die Auguste Victoria eine deutsch-lutheranische Gruendung aus der Kaiserzeit. Vorbei am altbekannten Checkpoint, der allerdings modernisiert und ausgebaut wurde. Letztendlich den Scopus durch und am anderen Ende taucht sie endgueltig und in voller Pracht auf. Die ganze Altstadt sehe ich. Den Tempelberg mit dem Felsendom. Im Zentrum die Redeemer Church, die Grabeskirche mit ihrer grauen Kuppel, Nortre Dam, der Davids Turm, das Jaffa Gate ist zu erahnen. Im Suedwesten der Altstadt unuebersehbar der Zionsberg mit der Dormitio und im Hintergrund die Haeser der Weststadt. Unvermittelt stellten sich leicht nostalgische Gefuehle ein. Es ging Richtung Damaskus Gate. Stieg am Gartengrab aus. Weiter Richtung Damaskus Gate, das letztendlich auch auftauchte. Ich sah mich um. Vieles ist moderner geworden, manche Laeden sind verschwunden andere haben sich verandert. Aber es ist noch zu Erkennen. Hier ging ich mit anderen vor etwa 12 Jahren fuer ein Jahr ein und aus.

Ich leistete mir erstmal Hummus und Chai. Nach dieser ersten Staerkung, zog ich weiter zum Austrian Hospice. Was soll ich sagen... der Kaesaa (Kaiser) laesst gruessen. Habe die Ehre und kiss de Hand... Aber ich will nicht blasphemisch werden. Leider war kein Dorm frei, sonst haett ich mich herabgelassen und dort genaechtigt, aber gut. Weiter zog ich also zur Dormitio vorbei an der Erloeserkirche. Morris erkannte wieder. Es war ein schoenes Wiedersehen. Dieses fantastische Personengedaechtniss muss eine besondere Gabe der Palaestinenser sein. Aber ich bin allerdings kein Massstab. Ich vergesse zu meiner Schande Namen in Sekundenschnelle und die Personen dazu. (Wer bist du den, kenn ich dich??) Wieder zur Abtei der deutschsprachigen Benediktiner Dormition, in welche ich mich letztendlich einquatierte.

Ja ich bin in Jerusalem!

Montag, 7. Juli 2008

Wartezeit

Eine innere Stimme sagte in mir: Warte noch ab! Geh nicht am naechsten Tag nach Israel!" Es war Freitag, naechsten Tag also folglich Samstag also in Israel Shabbat und ich wollte nicht missmutige Grenzer kommen die am Feiertag nur ungern Dienst tun und mich auch wegen meines syrischen Stempels nicht einreisen lassen wollten. Also wartete ich. Nutzte das warten in dem ich am naechsten Tag nach Madaba und weiter in den den naechstgelegenen Ort, dessen Name mir zu meiner Schande jetzt pardu nicht einfallen will. Dort versuchte ich zu Fuss entlang der Koenigsstrasse ins Wadi Mudjib zu gelangen. Es dauerte nicht lange und mich nahm ein LKW
Fahrer Karak mit. Wir ueberquerten auf der Koenigsstrasse das Wadi Mudjib. Die Koenigsstrasse ist eine von zwei uralten Handelwegen ( der andere die Via Maritima). Wer diese Wege von Aegyten nach Mesopotanien uns ans Meer kontrollierte besass die Kontrolle ueber die Region. In Karak angelangt kam ich, wenn auch indireket, in den Genuss beduinischer Gastfreundschaft, denn Omar der LKW fahrer lud mich in sein Haus ein - sein Vater war, wie er mir bei Zigaretten und Kahwa erzaehlte noch Beduine. Anschliesend besichtige ich die Kreuzfahrerburg in Karak, fuhr auf Umwegen ueber das Tode Meer zurueck nach Amman.

Auch am naechsten Tag fuhr ich noch nicht nach Irael ich wurde von einer Jordanierin eingeladen mit ihrer Familie und Freunden per Public Viewing das EM Endspiel zu verfolgen. Die Einladung war sehr freundlich aber doch eher unverbindlich. Es wurde nichts draus. Aber ich wartete den naechsten Tag und Chance ab. Als klar wurde das sich keiner bei mir meldete. Machte ich mich nochmal selbst auf dem Weg und verfolgte das Endspiel im Gesellschaft einger 11 - bis 15 jaehriger Jungs am Rande eines Restaurants in der Sharia Rainbow auf einem der vielen Huegel Ammans.

Und am naechsten Tag gings dann doch nach Israel.

Davon aber Naechste mal!

Mari Musa







Vor weiteren Unternehmenungen musste ich erst einmal Abklaeren, wie lange ich ueberhaupt noch mich in Syrien aufhalten konnte, ohne eine Visaverlaengerung beantragen zu muessen. Die bis vor kurzem bestehende Begrenzung auf 15 Tage wurde jedoch auf 30 Tage erweitert. So war es kein Problem noch fuer ein bis zwei Tage in Mari Musa Habashi zu verbringen. Mari Musa ist ein kleines Kloster in der Naehe von Nabk (80 km noerdlich von Damaskus) in den syrischen Wuestenbergen. Gegruendet wurde es schon im 6 Jhd. Im 19 Jhd. wurde es verlassen. Eine junge Gemeinschaft v.a. syrisch katholischer Christen bauten die kloesterliche Gemeinschaft wieder auf. Ein kleines okologisches und gemeinschaftlichesspirituelles Resort. Die Gemeinschaft hat sich den interkulturellen und interreligoesen Dialog zum Ziel gesetzt. Ich bebegegenete dort sehr netten Menschen aus Syrien, den Staaten, UK, Frankreich Suedkorea und Aegypten. Bei etwas Mitarbeit kann man sehr konfortabel umsonst uebernacht. Am naechsten Tag nach meiner Angkunft schleppte ich mit anderen also erstmal Steine fuer den Bau einer weiteren Mauer. Was man ueberhaupt nicht erwartet, mitten in der Wueste - eine relativ grosse Bibliothek in der Werke aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen, theologischen und literarischen Bereichen zu finden sind. Unter anderem entdeckte ich dort die gesamte Werkausgabe von C.G. Jung in deutsch (!).

Im Kloster lernte ich auch Ed kennen einen jungen Briten. Mit Ed wanderte ich am naechsten Tag etwa 20 durch die Wueste zurueck nach Nabk. Von dort fuhren wir weiter nach Damaskus. In Damaskus verabschiedenen wir uns. Ich nutzte die Zeit mich noch zu orden, abends besuchte ich zum Abschluss in Syrien noch einen Hammam. Am naechsten Tag gings dann ueber die Grenze zurueck nach Amman in Jordanien.

Nach Sueden


Am selben spaeten Nachmittag fuhr ich, wie schon erwaehnt zurueck nach Damaskus. Am naechsten Tag musste ich zwangslaefig eine Ruhepause einlegen. Nachmittags besuchte ich wie schon erzaehlt das Museum. Am naechsten Tag beschlosse ich einen Tagestripp in den Hauran, nach Bosra zu unternehmen. Dort besuchte ich das Amphitheater ganz mit Basaltsteinen aufgebaut. Muss sagen mich schlauchte es noch immer und ich konnte den Tag nicht so wirklich geniesen. Abend bin ich dann zurueck nach Damasus. Die Zeit in Syrien naehrte sich dem Ende.

Nach Osten


Von Hama fuhr ich früh morgens am naechsten Tag wieder alleine nach Palmyra (Tadmor) der Stadt Zenobias. Nach drei Stunden fahrt durch die Wüste nach Osten stieg ich aus. Ein Taxi brachte mich nach einigen Verhandlungen zu Eingang und lies mich dort zurück. Da ich nur einige Stunden bleiben wollte maschierte ich mit vollem Gepäck (ca. 15 kg), sengender Sonne und ca. 45 C durch die Ruinen. Das war etwas unklug, wie ich am nächsten Tag feststellen sollte. Ich hatte zwar eine ordentliche Kopfbedeckung mit Nackenschutz auf und zu trinken dabei. Nach meiner Exkursion fuelte ich mich mehr als Salzstock als Mensch. So so weit so gut. Am nachsten Morgen fuehlt ich mich deutlich krank. Letztendlich stellte fuer mich raus, das ich eine deutlich Elektrolytverschieb haben musste, sprich nach dem ich pfundweise Salz frass (naja vielleicht etwas uebertrieben) gings mir schon wieder besser. Aber in Palmyra selbst genoss ich den Tag, auch die Anstengung, die damit verbunden war, wie sollte es anders sein, bestieg ich vorbei an den Tomben (Gruftgraebern) den(kleinen) Huegel auf dem sich die Zitadelle befindet. Verschafte mir einen Uberblick um dann ueber das ehemalige Lager Diokletians entlang des Cardo vobei an Tempeln und Ruinen, an dem Theater und der Agora zum Hauptheiligtum, dem Bel Tempel zu gehen. Im ganzen war ich 5 Stunden unterwegs. Die Stadt wirkt kleiner als sie ist, der Cardo ist insgesamt 1,3 km eingeramt von Saulen mit korintischen Kapiteln aus Rosengranit.

Zu den Kreuzrittern




Am vierten Tag reisten wir nach Hama, ca. 2 Std. suedlich von Aleppo. Hama ist eine vergleichbar kleine Stadt. Von dort fuhren meine Bekannten aus der Slowakei, John aus den Staaten und eine Japanerin, welche in Amman beschaeftigt war nach Crac de Cevaliere. Das war ganz guenstig, denn war wieder Freitag und in Hama war Tode Hose. Regulaere Buse und Taxis fuhren nicht, so dass wir uns erst die Mitfahrgelegenheit organisieren mussten. Zu siebt hatten wir eine ganz gute Verhandlungs macht und ging schneller als wir dachten. Chrac ist die, so weit mir bekannt ist die groesste Kreuzfahrerburg. Eine arabische Gruendung, die durch die v.a. durch die Johanniter ausgebaut und gefestigt wurde. Sie war definitiv uneinnehmbar und wurde nach dem Verlust der Kreuzfahrerheere kampflos auf Gewaehr freien Abzugs an die Arabischen Heere unter Beypar uebergeben. Die gewaltige Burg beeindruckt Unter wie Oberburg scheinen absulut uneinehmbar die Hallen in der Burg riesig. Wir blieben dort mehrere Stunden.

Nach Norden

Anfang der zweiten Woche fuhr ich dann mit Richard, Mike, Swetlana und Anna aus der Slowakei in den Norden Syriens - nach Aleppo. Steppen und wuestenartige Gegenden gingen langsam in fruchtbareches Land mit roetliche und gruenen Feldern ueber. Aleppo ist seit fruer Zeit eine wichtige Handelsstadt, die Grenze zur Tuerkei ist nahe, der Einfluss kurdischer, anatolischer Kultur spuerbar. Das Zetrum Aleppos wird durch den Sug beherrscht. Der leicht ansteigend nach Osten verlaeuft und an der maechtigen, uneinnehmbar und unnahbar wirken Zitadelle endet. Ein Bau der mich sehr beeindruckte. Schon der Portikus und der Aufgang zur eigentlichen Burg ist gewaltig. Der Graben um die Zitadelle und die steile mit riesen Quadern gemauerte Schraege (Glacis) verstaerken den unnahbaren Eindruck. Wehe dem, der dort unfreiwillig verschickt wurde. Im inneren ist die Zitadelle eine eigene Stadt in der Stadt. Ein wunderschoener Thronsaal uber dem Eingang, mit mehreren Moscheen und Hammamen. Eine, wie mir scheint absulut autarke Siedlung. Die lange Belagerungen standzuhalten schien.

Im Zentrum des Sug die Omajiaden Moschee. Bei weitem nicht so praechtig wie die Omajiaden Mosche in Damakus aber im noch schon und zudem ein sehr freundlicher Ort an dem ich gerne war. Dort konnte ich einige Male das Gebetsritual beobachten. Von weiten betrachtete ich wie ein Iman eine gruppe aelterer und juengerer Maenner in den den Koran unterwies. Das Minaret der Moschee erinnerte mich an einen Campanile, wie man in der Toskana finden kann und denke mir, dass sich mancher italienische Baumeister an den der Architektur des Oriens ein Vorbild nahm.

Einige Male war ich auch im christlichen Viertel ausserhalb der Altstadt. Schoen ist es vom Bab Nassr durch die verwinkelten (ich wiederhole mich) Gassen zu gehen. Ich seht schon ich bin ein Fan verwinkelter Wege. Sehr freundliche Bewohner die mir Wege zu verborgenen verlassen Kirchen wiesen und mir dafuer ohne weiteres auch Tueren aufsperrten. Zahi ein 18 jaehriger lud mich waehrend ich vorbeiging ins Haus seiner Eltern ein, die ich gerne annahm. Eine schoene Begegnung.

Ausserhalb Aleppos besuchten wir Qalat Samma, das ehemalige Simeonskloster, welche im 6. Jhd. durch Erdbeben stark beschaedigt und spaeter verlassen wurde, die verbleibenden Ruinen sind trotzdem sehr beindruckend. Bei klarem Blick duerfte von dort nach Nordwesten schon Anatolien zu sehen sein.

Out of Damskus

Natuerlich besuchte in Syrien nicht nur Damaskus. Da noch Wochenende war nutzte ich die Zeit fuer einen Ausflug aufs aufs Land, in kleinen, ca. 60 km noerdlich gelegenen Orte Maalula und Seydnaya. In Maalula befindet lt. Tradition in einem griechisch orthodoxen Frauenkloster das Grab der Hl. Thekla. Eine romatische Schlucht fuehrt zum Kloster, die alten Haeuser Maalulas sind wie Schwalbennester an den Fels gebaut. Nur wenig Gruen um gibten, in der syrischen Steppe gelegenen Ort. Maalula ist der letzte Ort, welchem noch aramaeisch gesprochen wird, die Lingua Franca der Region zur Zeit Jesu. Hebraeisch vor zur damaligen Zeit ausschliesslich dem liturgischreligioesem Bereich vorbehalten. Weiter gings nach Sednaya, wofuer noch nach Damaskus zurueck und in einen anderen Bus umsteigen musste. Leider verlor bei dieser Aktion meine eigentliche Brille, so dassch ohne meine Sonnenbrille, welche ich mir zum Glueck noch kurz vor der Reise besorgte, halb wenn nicht dreiviertel blind durch die Gegend gelaufen waere. Vor Parallen mit einer anderen Person, welche sich vor etwa 2000 Jahren in Damaskus aufhielt bitte ich abzusehen (fuer Insider (; ).

Anyway! Ich bin also weiter nach Sednaya. Dort befindet sich ebenso eine grosses griechisch orthoxes Frauenkloster. Der Konvent soll eine sehr alte Marienikone bewahren. Sednaya wurde dadurch schon im 6 Jhd. zu einer wichtem christlichen Wallfahrtsort im Orient.
In Sednaya lernte ich Bashar (nicht den Praesidenten). Wie er mir erzaehlte sei er Guide im National Museum in Damaskus. So hatte einige Tage spaeter das grosse Glueck in den den Genuss einer einer sehr guten Einzelfuehrung durch die verschiedenen Epochen Syriens zu kommen. Angefangen bei den Kulturen von Ugarit und Ebla, sehr bedeutende Orte menschlicher Kulturgeschichte, vorbei an den Spuren assyrischen und aegyptischen Einflusses, hin zu den Skulpturen, Altagsgegenstaenden und Monumenten aus der hellenistischen Epoche griechischer, roemischer und palmyrischer Aera. Ueber die Belege aus byzantischer Zeit konnte ich Gegenstaende aus den unterschiedlichen Epochen arabischer und tuerkischer Herrschaftsdynastin betrachten. Darunter wunderscheine christliche und muslimische Handschriften aus dem zehnten bis elften Jahrhundert a.Chr. (5. /6. Jhd a.H.).

Sonntag, 6. Juli 2008

Nach dem ich in den ersten Tagen die Altstadt Damaskus waehrend des islamischen Wochenendes links liegen lies, wagte ich mich dann doch in den Suq von ash-Sham (d.h. Damaskus). Auf meiner Wanderung durch den Suq durchkreuze ich den Suq Hamadiya und den Suq Madhat Basha, die wohl dominierendsten Bazarstrassen der Altstadt. Der Suq Hamadiya als prachtigester Suq von allen verlaeuft in West-Ost Richtung. Durchgehend ueberdacht ist er die Flaniermeile der Altstadt und muendet, von verbliebenen Saeulen des Jupitertempels eingerahmt, in den Platz vor der Ostfasade der Omajiaden Moschee ein . Der Suq Basha verlaeft paralell ebenso in oestlicher Richtung - Die Kaffeestrasse. Wahrend des ganzen Tages liegt der Duft frisch gemahlenen Kaffees und Kardamons ueber dem Sug, Laden an Laden angrenzend pfund und kiloweise verkauft wird. Ueber diese weiten und breiten Bazare hinaus breitet sich der Bazar ueber ein dichtes Wegenetz von mehr als 40 Kilometern aus. Weite Strecken ueberdacht wird flaniert und gekauft. Je spaeter der Tag und je naeher der Abend, desto dichter wird das Gewuehl, einzeln oder gemeinsam. Frauen oder Maenner unter sich, in Paaren und Familien. Die Farben und Gerueche. Manchmal tauche ich ins Dunkel um dann wieder an farbenfrohen hellen Laeden vorbei zu kommen. Im Gewurzsuq vermischen sich suesse und herbe Duefte mit der warmen Luft und huellen mich ein wie Samt. Zwischen den Bazaren entdecke Durchgaenge zu kleinen Moscheen, die mit ihren teils sehr schoen gestaltet Gebetsnischen (Minhrab) und Kanzeln (Minbars) kleine Kunstschaetze fuer sich sind. Ebenso entdecke ich Eingaenge zu nicht weniger praechtigen gestalteten Hammams (arabischen\tuerkischen Baedern) oder Khanen. Ein Khan ist ein orientalischer Handelskontor . Zu frueherer Zeit fanden reisende Handel, Karawanen dort Unterkunft. Im Erdgeschoss wurden dieWaren gelagert und verkauft. Dort befanden sich auch die Staelle fuer die Last- und Reittiere. Im Obergeschoss war die eigentliche Unterkunft der Haendler. Fuer die Stadtoberen und Herrscher bot der Khan eine ausgezeichnete Moglichkeit die durchreisenden Haendler zu kontrollieren und zu besteuern. Manche Khane sind sehr schlicht und funktional andere sind nahezu palastartige Bauten. Der Khan Asaad Pascha war von allen der praechtigste, den ich besuchen konnte. Ein schoener osmanischer Bau, der durch die grosszuegige und doch schlichte Gestaltung sowie durch das Spiel von Licht und Wasser eine wunderbare Raumwirkung entwickelt. Das christliche Viertel besitzt einen eigenen Reiz, einsamer und verlassener erscheint es, wobei auch dort Leben hinter den Mauern ist. In den Gassen entdecke immer Nischen mit Heiligenbildchen oder -figuren hinter Gitter oder Plexiglas. Nicht selten mit etwas Gruen umrahmt, wovor duenne Kerzen, wie sie vorallem in der orthodoxe Glaebige benuetzen, brennen. Ein schoener Belegen lebendigen alltaeglichen Lebens in diesem Viertel wie ich finde.

Ich erkenne Aehnlichkeiten und Unterschiede zu Kairo. In beide wird vielfaeliges Ver- und Gekauft. Ein enges Geflecht von Wegen und Strassen. Manchmal unueberschaubar und beengend.
Und doch ist Damaskus anders. Die Wege des Suqs und das Leben in diesen scheint geordneter und systematischer. Es geht ruhiger zu in Damaskus, wenn auch nicht gemaechlich. In Damaskus und auch in anderen syrischen Stadten erinnert mich das Leben dort an dasjenige in den Stadten und Doerfern Sue(ost)europas . Der Suq Sourajia etwas ausserhalb der Altstadt erinnerte mich sehr an den traditionellen Arbeiterstadtteil Trastervere in Rom. Nur eben weiter ostlich unter arabisch\orientalischen Vorzeichen. Waere es in diesem Sinne verkehrt von einem Suqtypus mediteraner Praegung zu sprechen?

Der Suq in Kairo hingegen erscheint mir verflochtener und unuebersichtlicher. Etwas erinnerte mich der Suq an einen afrikanische Markt (wohlmoeglich den groessten Westafrikas) in Ghana. Der Einfluss Afrikas ist, so meine ich ist in Aegypten ueberall zu spuehren. Waere es dann falsch den Suq in Al Qaira qadima islamiya als Suq afrikanischer Praegung zu bezeichnen?

Who knows?

Salam-Shalom

Ein Rueckblick auf meine Zeit in Syrien!

Es gelang mir am Donnerstag 12\6\08 doch noch eine anstaendige Herberge zu ergattern. Im Hotel Al Haramein, ein typisches Backpacker Hotel, quartierte ich mich die ersten Tage in einem Mehrbettzimmer ein. Die naechsten Stunden fuhr ich dann ziemlich runter und legte mich einige Zeit aufs Ohr. Gegen Abend nahm ich das erste mal intensiven Kontakt mit der Altstadt auf und zog erst quer und unsystematisch durch den Suq.

In der Zwischenzeit duerfte ja fuer die meisten klar sein, dass mich die Berge bleibend gepraegt haben. Flaches Land liegt mir nicht so wirklich und ueberall dort, wo es auch nur ein bisschen bergaufgeht muss ich hinauf. Auch Damasus ist nicht ganz frei von Anhoehen und wie ich es eben gewohnt bin verschaffte ich mir erstmal einen Uberblick. So bestieg ich am zweiten Tag meines Aufenthalts den im Suedwestens Damaskus gelegenen Jabal Ghazoum. Durch den Stadtteil Mudjahirin, ging ich die steilen, zum Teil sehr idyllischenStrassen und Treppen hoch. Sie erinnern fast an ein Bergdorf in den Suedalpen oder Appenin. Es ist Freitag, also Feiertag in Syrien und so sind viele Syrer unterwegs. Zeitweise werde ich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen begleitet, die mir den Weg weisen. Von der Panoramastrasse ist ein wunderschoener Ausblick auf Damaskus moeglich. 50 Meter unterhalb von ihr grenzen die Haeuser Mudjahirins so nah an felsiges, ja fast alpines Terrain. Ich wanderte die Panoramastrasse soweit bis sie nach , die nach etwa 1 km einen Schenk nach Westen macht. Dort wurde es einsam. Schon bald tauchten erst Hinweise auf "Military Zone - No Entry! No Photos!" Ich konnte ja schon vor 12 Jahren eindruckvolle Erfahrungen mit militaerischen Sperrgebieten in Israel sammeln. Da ich annahm, das ungewollte Begegnungen mit dem syrischen Militaer nicht lusteriger sein duerften, lies sich die Mutter der Porzellankiste walten . Den Anschein nach befuhren allerdings Hinz und Kunz die Strasse und auf konkrete Nachfrage war es wohl erlaubt die Strasse zu begehen. Nachdem es so schien, dass die Strasse ins Irgendwo, nur nicht nach Damaskus zurueck fuehrte und die Militaercamps immer zahlreicher wurden, kehrte ich nach einer Weile doch um und ging den selben Weg zurueck.
Die selbe Tour sollte ich in Begleitung von zwei Paaren aus der Slovakei, welche im Al Haramein kennen lernte, einige Tage spaeter wiederholen. In aller Herrgottsfruehe um 4.00h brachen wir auf, durchzogen die dunkele Stadt stiegen mit einigen Anlaeufen, bis wird den Weg durch das finstere Treppenlabyrint Mudjahirins fanden hinauf. Unter uns lag das noch dunkle Haeusermeer, aus welchem einig allein die hell erlaeuchtete Omaijaden Moschee wie ein helles Auge heraus stach. Nach diesen ersten fruehmorgendlichen Schweissausbruechen wurden wir dann durch einen wunderschoenen Sonnenaufgang belohnt.

Montag, 30. Juni 2008

Shalom Chaverim שלוםv חַבֵרִים

Melde ich zurueck im Word Wide Web, wenn auch auch nur kurz, um jeder unbegruendeten Sorge vorzubeugen. Wie oben zu sehen befinde ich mich nicht mehr in Syrien und Jordanien, sondern habe vor einigen Stunden die letzte Etappe meiner Reise erreicht. In den naechsen Tagen werde ich mehr davon berichten. So viel in aller Kuerze. In Syrien hielt ich mich einige Tage in Damaskus auf - auch eine bewundernswerte Stadt und doch ganz anders als Kairo. Ich bereiste den Norden Syriens mit Aleppo. Besuchte Hama und Qalat Hosn (Chrac de Chavaliere). Fuhr gegen Osten nach Palmyra, die Stadt Zenobias. Zurueck in Damuskus fuhr ich gegen Sueden und besichtigte Bosra. Gegen Ende meines Aufenthalts in Syrien hielt ich mich in multikonfessionellen kloesterlichen Gemeinschaft in Mari Musa Habashi auf, welches sich in der Syrischen Wueste befindet. Einen lezten Tag verbrachte ich in Damaskus. Durstreifte nochmal den Suq und besuchte abschliesend einen Hamam. Freitags gings dann zurueck nach Amman. Am darauffolgenden Tag besuchte ich Karak und verfolge am gestrigen Abend die Fussball EM in der Sharia Rainbow.

Heute brach ich fruemorgens von Amman uber die King Hussein / Allenby Bridge nach Jerusalem auf. Seit dem fruehen Nachmittag residiere ich in Jerusalm. Der konkrete Ort ist noch nicht ganz klar.

So far for Now!

Melde ich mich mit einem ausfuehrlichen Reisebericht fuer Syrien in den naechsten Tagen

Illah-Likha!


Lorenz