Sonntag, 6. Juli 2008

Nach dem ich in den ersten Tagen die Altstadt Damaskus waehrend des islamischen Wochenendes links liegen lies, wagte ich mich dann doch in den Suq von ash-Sham (d.h. Damaskus). Auf meiner Wanderung durch den Suq durchkreuze ich den Suq Hamadiya und den Suq Madhat Basha, die wohl dominierendsten Bazarstrassen der Altstadt. Der Suq Hamadiya als prachtigester Suq von allen verlaeuft in West-Ost Richtung. Durchgehend ueberdacht ist er die Flaniermeile der Altstadt und muendet, von verbliebenen Saeulen des Jupitertempels eingerahmt, in den Platz vor der Ostfasade der Omajiaden Moschee ein . Der Suq Basha verlaeft paralell ebenso in oestlicher Richtung - Die Kaffeestrasse. Wahrend des ganzen Tages liegt der Duft frisch gemahlenen Kaffees und Kardamons ueber dem Sug, Laden an Laden angrenzend pfund und kiloweise verkauft wird. Ueber diese weiten und breiten Bazare hinaus breitet sich der Bazar ueber ein dichtes Wegenetz von mehr als 40 Kilometern aus. Weite Strecken ueberdacht wird flaniert und gekauft. Je spaeter der Tag und je naeher der Abend, desto dichter wird das Gewuehl, einzeln oder gemeinsam. Frauen oder Maenner unter sich, in Paaren und Familien. Die Farben und Gerueche. Manchmal tauche ich ins Dunkel um dann wieder an farbenfrohen hellen Laeden vorbei zu kommen. Im Gewurzsuq vermischen sich suesse und herbe Duefte mit der warmen Luft und huellen mich ein wie Samt. Zwischen den Bazaren entdecke Durchgaenge zu kleinen Moscheen, die mit ihren teils sehr schoen gestaltet Gebetsnischen (Minhrab) und Kanzeln (Minbars) kleine Kunstschaetze fuer sich sind. Ebenso entdecke ich Eingaenge zu nicht weniger praechtigen gestalteten Hammams (arabischen\tuerkischen Baedern) oder Khanen. Ein Khan ist ein orientalischer Handelskontor . Zu frueherer Zeit fanden reisende Handel, Karawanen dort Unterkunft. Im Erdgeschoss wurden dieWaren gelagert und verkauft. Dort befanden sich auch die Staelle fuer die Last- und Reittiere. Im Obergeschoss war die eigentliche Unterkunft der Haendler. Fuer die Stadtoberen und Herrscher bot der Khan eine ausgezeichnete Moglichkeit die durchreisenden Haendler zu kontrollieren und zu besteuern. Manche Khane sind sehr schlicht und funktional andere sind nahezu palastartige Bauten. Der Khan Asaad Pascha war von allen der praechtigste, den ich besuchen konnte. Ein schoener osmanischer Bau, der durch die grosszuegige und doch schlichte Gestaltung sowie durch das Spiel von Licht und Wasser eine wunderbare Raumwirkung entwickelt. Das christliche Viertel besitzt einen eigenen Reiz, einsamer und verlassener erscheint es, wobei auch dort Leben hinter den Mauern ist. In den Gassen entdecke immer Nischen mit Heiligenbildchen oder -figuren hinter Gitter oder Plexiglas. Nicht selten mit etwas Gruen umrahmt, wovor duenne Kerzen, wie sie vorallem in der orthodoxe Glaebige benuetzen, brennen. Ein schoener Belegen lebendigen alltaeglichen Lebens in diesem Viertel wie ich finde.

Ich erkenne Aehnlichkeiten und Unterschiede zu Kairo. In beide wird vielfaeliges Ver- und Gekauft. Ein enges Geflecht von Wegen und Strassen. Manchmal unueberschaubar und beengend.
Und doch ist Damaskus anders. Die Wege des Suqs und das Leben in diesen scheint geordneter und systematischer. Es geht ruhiger zu in Damaskus, wenn auch nicht gemaechlich. In Damaskus und auch in anderen syrischen Stadten erinnert mich das Leben dort an dasjenige in den Stadten und Doerfern Sue(ost)europas . Der Suq Sourajia etwas ausserhalb der Altstadt erinnerte mich sehr an den traditionellen Arbeiterstadtteil Trastervere in Rom. Nur eben weiter ostlich unter arabisch\orientalischen Vorzeichen. Waere es in diesem Sinne verkehrt von einem Suqtypus mediteraner Praegung zu sprechen?

Der Suq in Kairo hingegen erscheint mir verflochtener und unuebersichtlicher. Etwas erinnerte mich der Suq an einen afrikanische Markt (wohlmoeglich den groessten Westafrikas) in Ghana. Der Einfluss Afrikas ist, so meine ich ist in Aegypten ueberall zu spuehren. Waere es dann falsch den Suq in Al Qaira qadima islamiya als Suq afrikanischer Praegung zu bezeichnen?

Who knows?

Salam-Shalom

Ein Rueckblick auf meine Zeit in Syrien!

Es gelang mir am Donnerstag 12\6\08 doch noch eine anstaendige Herberge zu ergattern. Im Hotel Al Haramein, ein typisches Backpacker Hotel, quartierte ich mich die ersten Tage in einem Mehrbettzimmer ein. Die naechsten Stunden fuhr ich dann ziemlich runter und legte mich einige Zeit aufs Ohr. Gegen Abend nahm ich das erste mal intensiven Kontakt mit der Altstadt auf und zog erst quer und unsystematisch durch den Suq.

In der Zwischenzeit duerfte ja fuer die meisten klar sein, dass mich die Berge bleibend gepraegt haben. Flaches Land liegt mir nicht so wirklich und ueberall dort, wo es auch nur ein bisschen bergaufgeht muss ich hinauf. Auch Damasus ist nicht ganz frei von Anhoehen und wie ich es eben gewohnt bin verschaffte ich mir erstmal einen Uberblick. So bestieg ich am zweiten Tag meines Aufenthalts den im Suedwestens Damaskus gelegenen Jabal Ghazoum. Durch den Stadtteil Mudjahirin, ging ich die steilen, zum Teil sehr idyllischenStrassen und Treppen hoch. Sie erinnern fast an ein Bergdorf in den Suedalpen oder Appenin. Es ist Freitag, also Feiertag in Syrien und so sind viele Syrer unterwegs. Zeitweise werde ich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen begleitet, die mir den Weg weisen. Von der Panoramastrasse ist ein wunderschoener Ausblick auf Damaskus moeglich. 50 Meter unterhalb von ihr grenzen die Haeuser Mudjahirins so nah an felsiges, ja fast alpines Terrain. Ich wanderte die Panoramastrasse soweit bis sie nach , die nach etwa 1 km einen Schenk nach Westen macht. Dort wurde es einsam. Schon bald tauchten erst Hinweise auf "Military Zone - No Entry! No Photos!" Ich konnte ja schon vor 12 Jahren eindruckvolle Erfahrungen mit militaerischen Sperrgebieten in Israel sammeln. Da ich annahm, das ungewollte Begegnungen mit dem syrischen Militaer nicht lusteriger sein duerften, lies sich die Mutter der Porzellankiste walten . Den Anschein nach befuhren allerdings Hinz und Kunz die Strasse und auf konkrete Nachfrage war es wohl erlaubt die Strasse zu begehen. Nachdem es so schien, dass die Strasse ins Irgendwo, nur nicht nach Damaskus zurueck fuehrte und die Militaercamps immer zahlreicher wurden, kehrte ich nach einer Weile doch um und ging den selben Weg zurueck.
Die selbe Tour sollte ich in Begleitung von zwei Paaren aus der Slovakei, welche im Al Haramein kennen lernte, einige Tage spaeter wiederholen. In aller Herrgottsfruehe um 4.00h brachen wir auf, durchzogen die dunkele Stadt stiegen mit einigen Anlaeufen, bis wird den Weg durch das finstere Treppenlabyrint Mudjahirins fanden hinauf. Unter uns lag das noch dunkle Haeusermeer, aus welchem einig allein die hell erlaeuchtete Omaijaden Moschee wie ein helles Auge heraus stach. Nach diesen ersten fruehmorgendlichen Schweissausbruechen wurden wir dann durch einen wunderschoenen Sonnenaufgang belohnt.