Donnerstag, 5. Juni 2008

In den Suq

Um so mehr ueberrascht es, wie schnell dieses Tohuwabohu der Strasse verblasst, der Laerm nachlaesst, je weiter man in den traditionellen Suq Kairos vordringt. Schon nach den einigen Metern hinter den Bazaren am Anfang ist davon so gut wie nichts mehr zu hoeren und es eroeffnet sich eine ganz neue, andere Welt mit ihrem feinen unuebersehbarem Geflecht von Gassen und engsten Durchgaengen. Verkauft wird im Suq alles was es gibt, Massen von Kleidern und Anziehbedarf fuer Klein und Gross, Haushaltsgegenstaende aller Art, Spielsachen, immer wieder Gewuerzstaende oder Haendler die Obst und Gemuesse anbieten. In diesem Bereich findetet man keine Souvenierartikel . Dort bin ich der eingige Fremder , unter dem ganzen Gewuel von Kaufenden und Verkaufenden. Anfangs war es schwer mich zurecht zufinden. Die Orientierung (ich erwaehnte es) verlor bald. Es dauerte einige Zeit bis ich das Systems des Suqs erkannt und mir einige Landmarks ins Gedaechtnis rufen konnte, an denen ich mich orientiere. Teils sind die Durchgaenge so eng und so verhangen, dass der Weg erst einige Zentimenter vorher offensichtlich wird. Die Wege sind verwinkelt, andern kurzfrist ihre Richtung und verschwinden ploetzlich im Dunkeln. Die Enge kann zeitweise beklemmend weden. Auch dort bin ich nicht allein sondern bin mit (ungelogen Tausenden unterwegs). Im Prinzip ist der Suq jedoch in einem vergleichbar einfachem System aufgebaut. Die Laengsachse verlauft ziemlich genau von von Nord nach Sued. In der Mitte Teilt die Sari al Azhar den Suq in einen Nord und Suedteil. Die Wege des Suqs von Nord nach Sued werden durch die nach Osten verlaufenden Wege jeweils gekreuzt, wenn man das System so einiger Massen raus hat, findet man sich verhaeltnissmaessig leicht zu recht. Im Norden der der Suq allmahlich in den Khan el Khalili ueber. der Khan umgibt das Zentrum des Suqs. Hier treffen sich die Suna und die Shia des Islam. Dort liegt der Al Azhar Komlex mit der Grossen Moschee und der Al Azhar Universitaet. Er stellt mit dem Sheik die wichtigste Institution des sunnitischen Islam welt weit dar. Gegenueber auf der anderen Strassenseite befindetet sich die Hussein Mosche welche ein bedeutendes Heiligtum der Schiiten ist. Beide konnte ich betreten und einig Zeit in der Moschee verbringen. Keine Selbstverstaendlichkeit war dies zumindest im Fall der Hussein Moschee. Dieser Ort ist fuer Nichtglaeubige in der Regel tabu.

Mir geschah es dass nach dem ich laenger auf dem Teppich sass, ein aelterer Mann auf mich zu kam und mir eine Schale Wasser anbot.

Eine schoene Geste finde ich.

Das tagtaegliche Chaos

Es ist unglaublich, was diese Stadt an Menschenmassen umherwirft. Sei es im Untergrund oder an der Oberflaeche. In Fahrzeugen aller Art, Minibussen, wildgeworden, fuer europaesche Verhaeltnisse meist voellig fahruntaugliche Taxis (und sie fahren doch), PKWs oder LKWs aller Art. Aber auch mit sonst allem was Raeder hat, sei es mit Motorraedern, Esels oder Sackkarren sind viele unterwegs oder eben zu Fuss. Die Stadt scheint sie zu fressen und wieder auszuspucken. Tausende, zehn oder hunderttausende vielleicht auch Millionen passieren die zentralen Verkehrsknotenpunkte der Stadt, wie zum beispiel den Midan Ramis oder den Attaba, und das Tag wie Nacht. Dies geschieht nicht lautlos. Kontinuierlich ist das grelle Schreien der der Taxi und Busfahrer zu hoeren, dazu kommen die fliegenden und bleibenden Strassenhaendler, die ihre Waren im Wettbewerb unueberhoerbar laut anpreisen. Nicht zu vergessen dass Pfeifen der Verkehrspolizsten, das aufheulen von Sirenen (allerdings erstaunlich wenig im vergleich zu einer Stadt wie Rom) das Roehrend der Motern und das unentwegte Gehupe. Die Autohupe gewinnt, je man den deutschsprachigen Raum auf dem Weg nach Sueden zuruecklaesst, an Bedeutung. Praktisch der wichtigste Teil eines Fahrzeuges ohne dem es nicht zu gehen scheint. Dies alles vermengt sich zu einer riesigen Kollage von Larm, Chaos, Russ und Staub, durch welche sich die Massen tagtaeglich zu jeder Stunde durchmuehen.